5 von 5 Sternen für den Zivildienst

Was man vom Taekwondo und vom Zivildienst fürs Leben lernen kann, sagt Sänger und Musiker Vincent Gross im Interview

Lieber Vincent Gross, vielen Dank, dass du dir Zeit nimmst für uns. Du bist auf Tournee mit deinem Album «Möwengold». Wo bist du gerade?

Momentan bin ich auf dem Weg nach Stuttgart, dem dritten von siebzehn Stopps meiner «Möwengold»-Tour, die Konzerte in Deutschland, Österreich und der Schweiz umfasst.

Wie viele Konzerte gibst du bis Weihnachten?

Noch quasi einen ganzen Adventskalender voll. Noch 24 Auftritte, dann steht Weihnachten vor der Tür!

Warum machst du Zivildienst statt Militärdienst?

Im Militär ist vielleicht eine Bomben-Stimmung, aber im Zivildienst durfte ich im Spital vielen Menschen helfen und konnte dabei noch viel lernen!

Wo hast du Zivildienst geleistet?

Bisher im St. Claraspital in Basel auf verschiedenen Stationen. Unter anderem auch in der Onkologie und der Palliativstation.

Hast du schon weitere Einsätze geplant?

Bisher noch nicht, viele Tage habe ich nicht mehr übrig. Ich bin selber gespannt, wo es mich hinziehen wird!

Du hast zwei schwarze Gürtel im Taekwondo und wurdest Schweizer Meister in dieser Sportart. Welche Bedeutung hat der Leistungssport heute für dich?

Alles, was ich während meiner Zeit als Leistungssportler gelernt habe! Im Grunde lassen sich die Lehren des Taekwondos auf alle Lebensaspekte beziehen: Höflichkeit, Respekt und Zielstrebigkeit.

Hat dir deine musikalische Ader beim Zivildienst geholfen?

Da nicht jeder Chefarzt, Chirurg oder Pfleger beim Arbeiten gerne Gitarren-Klänge hört, habe ich sie ausnahmsweise immer zu Hause gelassen! Aber ich hatte spannende Unterhaltungen über Musik mit vielen Patienten und auch dem Chef des Spitals, Peter Eichenberger, der selber ehrenamtlich den «em Bebbi sy Jazz» präsidiert.

Gibt es Zivildienst-Erfahrungen, die dir als Musiker helfen?

Eine meiner wichtigsten Erkenntnisse kommt aus meiner Zeit im Spital: Ein Lächeln kostet nichts, gibt aber so viel zurück!

Was war deine anstrengendste Zivildiensterfahrung?

Die anstrengendste Patientenfahrt war die mit einer älteren Dame im Rollstuhl. Sie hat mich zehn Minuten lang als Deserteur, Kriegsdienstverweigerer und Schande für die Schweiz bezeichnet – weil sie auf meinem Namensschild das verräterische Wort  «Zivildienstleistender» gesehen hatte. Gelöst habe ich die Situation, wie man dies im Showbusiness lösen würde: Stur

lächeln und winken.

Was ist in deinem Umfeld verbreiteter: Militär, Zivildienst oder Untauglich-Machen?

Alle drei Optionen.

Noch vor nicht langer Zeit wurden Männer, die nicht ins Militär wollten, zu Gefängnis verurteilt. Was sagst du als junger Zivi dazu?

Zum Glück leben wir im Hier und Jetzt – sonst wäre ich wohl im Gefängnischor gelandet.

Hast du einen Wunsch für den Zivildienst der Zukunft?

Gleichsetzung mit dem Militär in Bezug auf die Diensttage. Sonst tipptopp – 5 von 5 Sternen.

Vincent gross ist Musiker und Taekwondo-Schweizer-Meister