Aernschd Borns Schwejkiaden

Warum er im Militär eine Perücke trug, erklärt Aernschd Born im Interview.

Du bist Jahrgang 1949. Hast du Militär gemacht oder verweigert?

Ich kam als 19-Jähriger in die RS und hatte eine positive Einstellung, die sich innert Tagen änderte hat und mich zum Militärgegner machte. Es war eine andere Zeit. Eine Entwürdigung des Menschen. Nach dem zweiten WK verlangte ich, in die Sanität eingeteilt zu werden. Ich leistete meinen Dienst in der Sanität und pflegte Kontakte zum Soldatenkomitee. Wir machten Zeitschrift innerhalb der WK. Mir war es wichtig, auf die Dinge, die schief laufen, aufmerksam zu machen. Wir druckten eine Zeitung, «Leuchtspur». (Lacht.) Es war schön zu sehen, wie die Kader ausflippten. Ich wollte denen den Gefallen nicht tun und verweigern. Irgendwann versetzten sie mich auf einen Aussenposten. Dort bin ich mit Gitarre und «Schnuuregiige» eingerückt. Ich lebte von meiner Musik und hatte lange Haare. Irgendwann hiess es, die müssten weg. Ich sagte, ich brauch die langen Haare zum Geldverdienen und weigerte mich. Es lief auf eine Kraftprobe hinaus. Am Ende haben sie mich eine Kurzhaarperrücke tragen lassen.

Sicher nicht!

(Lacht.) Doch! Das waren Schwejkiaden. Dann kamen alle und sagten: «Siehst du, es geht ja doch mit kurzen Haaren!» – und ich dachte mir das meine.

Momentan dreht sich der Wind gegen den Zivildienst. Was sagst du dazu?

Der Zivildienst muss obligatorisch sein für alle. Wer ins Militär will, darf einen Antrag stellen und muss 1,5 länger Militär machen, damit es nicht zu attraktiv wird. Er muss sich einer Gewissensprüfung stellen, sagen, warum er töten lernen will. Es braucht ein Zivildienstdepartement, dem das Militär untergeordnet ist. Männer, Frauen, Ausländer, alle, die hier wohnen, sollen Zivildienst machen. Es gibt so viel zu tun. Darum ist es schwierig, zu verstehen, warum man – ausser aus dogmatischen Gründen – gegen den Zivildienst sein kann. Früher war für viele Jobs eine Offizierslaufbahn nötig. Heute ist die Armee ein Karriere-Störfaktor. Wenn du aber beim Bewerbungsgespräch sagen kannst: «Ich habe als Zivi im Sozialdienst und in der Flüchtlingsbetreuung gearbeitet», sind das soziale Kompetenzen, die gefragt sind.

Was muss der Zivildienst tun, um als das Generationenwerk anerkannt zu werden – eine gesellschaftliche Institution mit 100 Jahre alten Wurzeln?

Man muss Festivals veranstalten: ladet gute Bands ein, fragt Pedro Lenz, ob er lesen will. Man muss sich zeigen. Geballt in die Öffentlichkeit gehen. Es muss ein Medienereignis sein: alle sollen berichten darüber. Es sollten originelle Zeitschrift sein, die zeigen, was die Zivis für die Gesellschaft leisten. Ohne den Gang an die Öffentlichkeit kann man das Bewusstsein der Leute nicht steigern.

Vielleicht braucht der Zivildienst ja eine Hymne wie deine «Ballade für Kaiseraugst», in der kann man den Filz zwischen Rüstungslobby und Stahlhelmen oder die Spagate gewisser Zivildienstgegner zeigen kann, die den Zivildienst als Ganzes bekämpfen, ihn aber in Anspruch nehmen, wenn es um den eigenen Vorteil geht?

Das Problem: in den 70ern haben die Leute gestaunt, wenn du ihnen solche Verflechtungen gezeigt hast. Heute haust du damit niemanden mehr aus den Socken, wenn du singst: «Die Armee ist mit der Rüstungswirtschaft verflochten!» – ich meine: what else?