Innovativ und konsensortiert

Warum der Zivildienst ein wichtiges Instrument der Zukunftsgestaltung bleiben muss, erklärt Paul Mori im Interview.

Wenn du heute dienstpflichtig wärst: wärst du Soldat oder Zivi?

Ich bin gerne Schweizer und schätze unser Land und seine Institutionen. Für mich gibt es in Bezug auf diese Frage kein «Entweder oder», sondern nur ein «Sowohl als auch». Damals habe ich den Militärdienst gerne geleistet und vor allem der viele Sport und die tolle Kameradschaft sind mir in guter Erinnerung geblieben. Heute könnte ich es mir aber gut vorstellen, Zivildienst zu leisten.

Warum engagierst du dich in der  Arbeitsgruppe Einsatzbetriebe von  CIVIVA?

Aus Wertschätzung und Solidarität für unsere vielen Zivis. Der Zivildienst ist nach Erachten der Heilsarmee ein wertvolles Instrument der Bürgerpflichterfüllung.

Warum hat die Heilsarmee ein Positionspapier zum Zivildienst erarbeitet?

In der politischen Auseinandersetzung werden leider oft die «falschen» Fragen «richtig» beantwortet. Wir haben anwaltschaftlich Partei ergriffen, damit Lösungen für aktuelle Herausforderungen nicht zu Lasten des Zivildienstes gehen.

Was sind die Anliegen der Heilsarmee an den Zivildienst?

Das bisherige Regime und die damit verbundene Praxis sind für uns überzeugend. Insbesondere die grosse intrinsische Motivation der Dienstleistenden für diese Art von «Staatsdienst» zeigt, dass es Sinn macht, diese Alternative anzubieten.

Wie steht die Heilsarmee zu Verschärfungen des Zutritts zum Zivildienst von der Armee aus?

Wir glauben, dass dadurch viel Motivation und Engagement verloren gehen würde. In unserer freiheitlichen Demokratie müssten andere Instrumente für die Befriedigung der personellen Bedürfnisse der Armee gefunden werden.

Was sagst du zu Forderungen nach Wiedereinführung der Gewissensprüfung?

Wir müssen jetzt die Zukunft gestalten – und gewisse Leute kommen mit  Antworten von Gestern. Dabei müssen wir gerade jetzt innovativ sein.

Wie lange gibt es schon Zivis bei der Heilsarmee?

Ich weiss es nicht ganz genau, denke aber, ziemlich von Anfang an. In  unseren Kreisen ist Friedensförderung ja immer schon sehr wichtig gewesen. Das ist und bleibt so.

Hat sich über die Jahre etwas an der Motivation der Zivis, um Zivildienst zu leisten, geändert?

Wir haben immer eine sehr gute Nachfrage nach unseren Einsatzplätzen. Das ist in Anbetracht der Tatsache, dass unsere Organisation auf christlichen Werten basiert, sehr positiv.   

Wenn du die Diskussion um die Wahrung der Dienstpflichterfüllung nach eigenem Gusto umkrempeln könntest: was würde sich ändern?

Drei Begriffe würden Einzug halten: Lösungsorientiertheit, Weisheit und Wirksamkeit.   Was mich in allen meinen Tätigkeiten und Bemühungen leitet: damit verschiedene Gesellschaftsgruppen ihre je unterschiedlichen Ziele erreichen können, müssen wir auf jegliche Diskriminierung und Respektlosigkeit verzichten. Ich hoffe, dass der Zivildienst auch künftig  ein Instrument bleibt, mit dem junge Menschen den doppelten Tatbeweis erbringen können. Einmal, dass man lieber länger Zivildienst leistet als im Militär zu sein. Dann beweist man damit aber auch, dass man die Errungenschaften unseres Gemeinwesens und Landes respektiert und bereit ist, bei ihrer Weiterentwicklung mitzuhelfen.

Wie siehst du den Zivildienst in 20 Jahren?

Als Dienst für Männer und Frauen – es braucht Wahlfreiheit für alle. Meiner Meinung nach arbeitet die Zeit für den Zivildienst. Der Pazifismus, dessen Ausdruck der Zivildienst ist, wird immer stark bleiben.