Politik wir setzen uns ein

Der zivile Ersatzdienst zur Militärdienstpflicht muss geschützt und weiterentwickelt werden. Dazu fordert CIVIVA die Politik und die Öffentlichkeit zu einer sachlichen Diskussion über den Zivildienst auf.

Warum braucht die Schweiz einen starken Zivildienst?

  • Der Zivildienst stärkt die Gesellschaft: Er Trägt zum Zusammenhalt der Schweiz bei, indem er das generationenübergreifende Verständnis, das Verständnis für soziale Konflikte oder Aussenseiter und die Beziehungen von Stadt-Land sowie der verschiedenen Sprachregionen stärkt.
  • Der Zivildienst ist sinnvoll: Er entspricht der Vorstellung eines sinnvollen Einsatzes für viele Dienstpflichtige und vor allem für weite Teile der Bevölkerung. Dies zeigt sich auch daran, dass trotz diverser Hürden immer mehr Dienstpflichtige bereit sind, im Rahmen des Zivildienstes einen Dienst an der Gemeinschaft zu verrichten.
  • Der Zivildienst stärkt die Wirtschaft: Er hat positive ökonomische Auswirkungen und kann jungen Menschen einen Einstieg ins Berufsleben, Überbrückungshilfe bei temporärer Arbeitslosigkeit oder einen Berufsumstieg bieten. Zudem sorgt der Zivildienst in einigen Bereichen für professionellen Nachwuchs.

Was möchte CIVIVA politisch erreichen?

  • Politische Anerkennung: Eine verstärkte politische und gesellschaftliche Wertschätzung für das Engagement der Zivildienstleistenden ist zentral für die Weiterentwicklung des Zivildienstes.
  • Ausgewogene Information von Seiten Behörden: Über den Zivildienst muss ausgewogen und umfassend informiert werden. Dies beginnt mit Informationen am Orientierungstag, an welchem der erste Kontakt der Pflichtigen mit dem Dienstpflichtsystem stattfindet.
  • Fairness bei Zulassung und Vollzug: Ein Gewissenskonflikt kann nicht bewiesen werden, also darf ein Beweis auch nicht eingefordert werden. Aus einem Gewissenskonflikt dürfen keine Nachteile resultieren, also weder eine Gewissensprüfung noch ein Tatbeweis.
  • Flexible Einsatzbedingungen: Die Gesellschaft und die Arbeitswelt entwickeln sich weiter. Immer mehr dienstpflichtige Personen arbeiten Teilzeit. Deshalb braucht auch der Zivildienst ein Teilzeitmodell.
  • Öffnung oder alternativer Dienst: Heute sind weite Teile der Bevölkerung vom Zivildienst ausgeschlossen. Dies stellt eine Benachteiligung dar für diejenigen, die gerne Zivildienst leisten würden, aber nicht dürfen. Es bedarf einer neuen Lösung.

Freiwilliger Zivildienst

Die Komplexität unserer Gesellschaft wächst. Neben wirtschaftlichen sind wir mit sozialen und ökologischen Herausforderungen konfrontiert und müssen den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken und eine nachhaltige Entwicklung der Umwelt sichern. Es braucht den politischen Willen, diesen Zielen Nachdruck zu verleihen und neue Lösungsansätze zu entwickeln. Das Modell eines freiwilligen Zivildienstes ist eine solche Möglichkeit zukünftigen Herausforderungen konstruktiv zu begegnen. Dieser versteht sich als Ergänzung zur bereits jetzt geleisteten gesellschaftlich wichtigen Freiwilligentätigkeit, und erleichtert den Zugang zu einem Engagement insbesondere für junge Erwachsene, Senioren und MigrantInnen.

Alle Informationen zur Forderung eines freiwilligen Zivildienstes in unserem Positionspapier zum Thema.

Stellungsnahmen zu Geschäften

Stellungnahme des Schweizerischen Zivildienstverbandes CIVIVA zur Änderung des Bevölkerungs- und Zivilschutzgesetzes, des Militärgesetzes und des Zivildienstgesetzes (April 2023)

Zusammenfassung und Analyse zum Bericht des Bundesrates - Alimentierung von Armee und Zivilschutz Teil 1: Analyse und kurz- und mittelfristige Massnahmen. (August 2021)

- Stellungsnahme zur Änderung des Zivildienstgesetzes (Oktober 2018)

- Stellungsnahme zur Motion «Transfer der Vollzugsstelle für den Zivildienst ins VBS» (August 2017)

Service Citoyen

Stellungsnahme zur Initiative des Vereins Service Citoyen:

CIVIVA begrüsst, dass die Initiative der wichtigen Debatte über die Zukunft des Dienstpflichtsystems Aufwind verleiht. Die mit der Initiative formulierten Anliegen zollen der Arbeit, welche der Zivildienst heute schon täglich leistet, in einem gewissen Masse Anerkennung und wertet ihn auf. CIVIVA teilt auch die Ansicht, dass ein Dienst an Gesellschaft und Umwelt wertvoll für uns alle ist. Weiter unterstützen wir im Grundsatz das Bestreben, dass sich junge Menschen für die Allgemeinheit engagieren.   

Gleichzeitig sehen wir als Zivildienstverband verschiedene problematische Elemente der Initiative. Auch wenn die Umsetzung der Initiative noch nicht geklärt ist, sind wir der Auffassung, dass eine detaillierte, kritische Positionierung dazu notwendig ist.

Unser vollständiges Positionspapier zur Initiative kann hier eingesehen werden.

Medienmitteilungen von CIVIVA

Breite Allianz ergreift Referendum zur Rettung des Zivildienstes

Am Mittwoch, dem 8. Oktober, hat eine breite Allianz aus zivilgesellschaftlichen Organisationen, betroffenen Verbänden und Einsatzbetrieben angekündigt, das Referendum gegen die Änderungen des Zivildienstgesetzes zu ergreifen. Die geplante Änderung ist schädlich, unnötig, gefährlich, manipulativ und rechtswidrig. Sie schwächt eine Institution, die unsere Gesellschaft trägt – und trifft genau dort, wo Unterstützung heute schon knapp ist.

Die geplanten Verschärfungen führen dazu, dass weniger junge Menschen Zivildienst leisten können – obwohl ihr Einsatz für das gesellschaftliche Zusammenleben dringend gebraucht wird.

Diese Reform benachteiligt nicht nur die zukünftigen Zivildienstleistenden, sondern auch die Einsatzbetriebe, die diese Personen benötigen. Die Zivildienstleistenden helfen in Spitälern, Pflegeheimen, Kindertagesstätten oder auf Bergbauernhöfen. Eine Reduzierung der Zahl der Zivildienstleistenden bedeutet den Wegfall von Zehntausenden von Diensttagen für das Gemeinwohl, was letztlich die gesamte Gesellschaft benachteiligt, so Magdalena Erni, Co-Präsidentin der Jungen Grünen Schweiz.

Die Änderungen des Zivildienstgesetzes sollen laut Bundesrat die Anzahl der jährlichen Zulassungen auf 4000 senken. Im Vergleich zu den aktuellen 6800 Neuzulassungen pro Jahr entspricht das einer Reduktion um mehr als 40 Prozent.

Andreas Wolf, Geschäftsleiter der Stiftung Wirtschaft und Ökologie, führt aus, dass der Wegfall von 40 Prozent der Zivildienstprojekte im Naturschutz verheerende Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und Wirtschaft haben wird: Das Artensterben wird sich beschleunigen, wodurch die Trinkwasserqualität weiter abnehmen, das Hochwasserrisiko steigen, die Auswirkungen von Hitzeperioden zunehmen, die Qualität unserer Naherholungsgebiete sinken und die Nahrungsmittelproduktion abnehmen wird.

Maximiliano Wepfer, Verantwortlicher für politische Kommunikation beim Verband Kinderbetreuung Schweiz (kibesuisse), ergänzt dazu: Die Einsätze von Zivis tragen dazu bei, die negativen Folgen des Personal- und Fachkräftemangels in der familienergänzenden Bildung und Betreuung abzumildern. Ohne sie würden sich unsere Mitglieder in einer noch kritischeren und angespannten Lage befinden. Darüber hinaus werden basierend auf Erfahrungswerten bis zu 10 Prozent der jungen Männer, die Kitas als Einsatzbetrieb wählen, ermutigt, sich für einen entsprechenden Beruf in der Branche zu entscheiden. Das heisst: Zivis sind nicht nur Lückenfüller, sondern wichtig für die Erhaltung des Fachkraftpotenzials.

Die Verschärfungen am Zivildienst sind somit schädlich für die Gesellschaft und unnötig, da sie kein reales Problem lösen. 

Dazu meint Priska Seiler Graf, SP-Nationalrätin und Co-Präsidentin von des Schweizerischen Zivildienstverband CIVIVA: Junge Armeeangehörige, die den Entschluss gefasst haben, in den Zivildienst zu wechseln, werden sich kaum von diesen Schikanemassnahmen abschrecken lassen. Es wird höchstens dazu führen, dass vermehrt der ‚blaue Weg‘ gewählt wird, also die medizinische Ausmusterung. Diese jungen Leute fehlen dann in beiden Organisationen, im Zivildienst, aber eben auch in der Armee.“ 

Die geplante Änderung schwächt eine Institution, die unsere Gesellschaft trägt – und trifft genau dort, wo Unterstützung heute schon knapp ist. Ebenso führt Fabien Fivaz Ständerat der Grünen Schweiz und Co-Präsident von CIVIVA aus: Diese Verschärfungen des Zivildienstes sind nur ein erster Schritt. Was danach kommt, ist bekannt: Wiedereinführung der Gewissensprüfung und endgültige Auflösung des Zivildienstes in der Wehrpflicht im Bereich Sicherheit am Ende des Jahrzehnts. Es handelt sich dabei um die klassische «Salamitaktik». Deshalb sprechen wir davon, den Zivildienst jetzt oder nie zu retten, und lehnen es ab, dass die Massnahmen heruntergespielt werden.