Der herrlichste aller Siege

2017 sind die Zulassungen zum Zivildienst im Vergleich zum Vorjahr um 10 % gestiegen, während die Anzahl Einsatzbetriebe schon mehr als 5000 beträgt. Je mehr sich die Kritiker des Zivildiensts die Seele aus dem Leib reden, desto mehr Werbung scheinen sie dafür zu machen – indem sie einem immer grösseren Publikum von seiner Existenz erzählen.

Im letzten Jahr wurden 1,8 Millionen Diensttage geleistet, gerade in besonders wichtigen Feldern, wie etwa dem Gesundheits-, Sozial- und Umweltbereich. Wenn man diese Diensttage aneinanderreihen würde, ergäbe dies mehr als 4900 Jahre, die die jungen Schweizer ihrer Gesellschaft schenken. Dem steht die Alterung der Bevölkerung oder die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gegenüber, die uns vor Herausforderungen stellen, derer die Wirtschaft nicht Herr wird. Das Parlament hat im Übrigen kürzlich das Schulwesen zu den Tätigkeitsbereichen hinzugefügt und reagiert damit auf die Nachfrage nach Unterstützung in der schulischen Betreuung. Diese Entscheidung erfolgt im Rahmen der Fachkräfte-Initiative und ermöglicht es, den Eltern mehr Möglichkeiten zu bieten, Familie und Beruf besser miteinander zu vereinbaren.

Dennoch winkt den engagierten Jungen kaum Dank, sondern fast nur Vorwürfe. Auch der Bundesrat stimmt ins ewige Lied der Armee ein und erklärt, dass «der Zivildienst den Armeebestand negativ beeinflusse» und dass er anstrebe, «die Zahl der Zulassungen substanziell zu verringern». Im Hinblick auf das, was er für die Allgemeinheit leistet, wird der Zivildienst zu wenig geschätzt und nur aus der Perspektive der Armee betrachtet. Diese Sichtweise ist angesichts der Realität nicht mehr lange haltbar. Denn Zivis werden nicht nur für ihre Wehrdienstverweigerung benachteiligt und müssen länger Dienst leisten, sondern auch ihre Zahl ist proportional zu jenen jungen Schweizern gesehen schwach, die sich über den sogenannten «blauen Weg» ausmustern lassen (34 % bei der Rekrutierung 2016). Man könnte denken, dass, wenn der Zivildienst für die Jungen die attraktivere Option darstellt, die Armee sich einer Wirklichkeitsprüfung unterziehen und ihren Rückhalt in der Bevölkerung und ihren Sinn in der Lebensgestaltung der Jungen heute analysieren sollte. «Der Sieg über sich selbst ist der erste und herrlichste von allen Siegen», sagte schon Platon. Wäre das nicht eine gute Inspirationsquelle für die Armee?