Was wurde getan?

Der Ausspruch «Leben und Leben lassen» wird ja vielseitig ausgelegt. Im Zusammenhang mit dem Zivildienst-Bashing gewinnt er neue Bedeutung. «Leben und leben lassen» ermutigt zu Toleranz und fordert ein friedliches Nebeneinander. Das ist heute notwendiger denn je. Ein Nebeneinander und manchmal auch Miteinander – je nach Situation. Armee, Zivilschutz und Zivildienst haben wichtige Aufgaben zu erfüllen. Sie sind zwar unterschiedlich, aber alle drei notwendig. Es kann nicht angehen, dass der eine den anderen zu diskriminieren versucht. Die Armee meint ein Problem geortet zu haben. OK, wenn man sich sicher ist, dass man ein Problem hat, muss man den Ursachen auf den Grund zu gehen. Wurde das getan?  Wenn es tatsächlich ein Problem gibt, muss man als zweiten Schritt Lösungsmöglichkeiten sammeln. Wurde das getan?  Dann muss man Vor- und Nachteile der Lösungsvorschläge gegeneinander abwägen. Dabei muss man über den eigenen Garten hinausschauen. Wurde das getan?  Dann werden die Lösungsvorschläge sortiert: welche bieten sich an, welche weniger, welche gar nicht? Wurde das getan?  Nach allen diesen Schritten kann die Lösung – mit einer Kontrolle ihrer Wirkung – umgesetzt werden. Ich weiss nicht, welche dieser Schritte von den Zivildienst-Bashern tatsächlich gemacht wurden. Was aber ganz offensichtlich nicht gemacht wurde: über den eigenen Garten hinausschauen. Es wurde keine umfassende Abwägung der vermeintlichen Lösung gemacht. Sonst wäre doch offensichtlich geworden, dass man dem Zivildienst schadet und eine wichtige gesellschaftliche Einrichtung schwächt. Die Armee will auf Kosten des Zivildienstes ihr hausgemachtes Problem lösen. Ob die Gesellschaft das goutieren wird? Ich glaube nicht, denn die negativen Auswirkungen auf den Zivildienst und die möglichen Einsätze sind zu offensichtlich. In diesem Sinn ist es wirklich schade, dass dem Ausspruch «leben und leben lassen» nicht nachgelebt wird. Schade, dass von einem Player immer noch nicht anerkannt wird, dass es nebst dem Zivilschutz auch den Zivildienst braucht und dessen Aufgaben sicher nicht weniger werden.

Rosmarie Quadranti, CIVIVA-Vorstand.