Die Adventszeit ist eine gute Zeit, um eigene Vorurteile zu hinterfragen und gemeinsam die Gesellschaft zu feiern. Ganz egal, ob wir Pro-Zivildienst oder Pro-Armee sind.
Ich schätze das Militär. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich nicht Teil desselben sein könnte, bin ich immer wieder beeindruckt, welchen Strapazen und Herausforderungen sich einige Militärangehörige stellen. Wenn sie bei Wind und Wetter, beladen mit Dutzenden Kilo Gepäck, ihre Übungen machen, sage ich «Chapeau» für diesen Durchhaltewillen. Der obenstehende Cartoon entspricht auch dem Bild, das gewisse Politiker gerne zeichnen: Hier zwei Zivis, die im Wald stehen und fröhlich Weihnachtslieder singen, dort der pflichtbewusste Rekrut, der zur Verteidigung seines Landes durch den Schnee robbt.
Doch auch wir Zivis sind keine Weicheier. Wenn ich als Zivi bei eisiger Kälte frierend im Wald stehe, um dort einen Baum zu fällen, welcher gopferteckelnamal einfach nicht umfallen möchte. Oder wenn ich der alten Dame im Altersheim zum hundertsten Mal erklären muss, wieso sie jetzt in den Rollstuhl steigen soll und dass ich weder ihr Enkel sei noch sie entführen möchte, dann komme auch ich als Zivi an meine Grenzen.
Was unterscheidet also Soldaten und Zivis? Beide sehen es als ihre Pflicht an, einen Dienst für die Gesellschaft und die Schweiz zu leisten. Und beide kommen dabei an ihre Grenzen. Der Zivildienst in der heutigen Form wäre ohne das Militär niemals entstanden, da er ja als Ersatzdienst zum Militär eingeführt wurde. Und ohne den Zivildienst wären kriegsuninteressierte Dienstpflichtige wie ich weiter im Militär und würden dort die Vorgesetzten mit ihrem Pazifismus zur Weissglut treiben. In gewisser Weise sind wir also voneinander abhängig.
Es wäre schön, wenn auch die Politik zu dieser Einsicht käme. Der Zivildienst schadet dem Militär nicht. Stattdessen schafft er einen Platz für junge Menschen, die ihre Dienstpflicht ausserhalb des Militärs erfüllen wollen. Soll der frierende Cartoon-Rekrut doch zu den Zivis unter den Baum stehen und gemeinsam mit ihnen das Lied vom Dienst für die Gesellschaft singen. Wie viel Energie würde uns das doch ersparen!
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