Gemeinsam vs. Corona

Warum Zivildienst, Zivilschutz und Armee gegeneinander ausspielen – wo die Krise deutlich macht, dass ein starkes Miteinander nötig ist?

In den letzten Tagen und Wochen, die von einer Ausnahmesituation noch ungeahnten Ausmasses dominiert werden, ist die Hilfsbereitschaft vielleicht der schönste Nebeneffekt, der sich einstellte. Viele berichten von neu auflebenden Nachbarschaftshilfen, von zunehmender Freiwilligenarbeit aber auch von wirtschaftlicher Solidarität, wenn etwa ein Vermieter einem zwangsgeschlossenen Laden bzw. dessen Inhaber die Miete erlässt.

Unterschiedliche Medienresonanz
Auf der anderen Seite erleben wir auch eine seltene, vielleicht sogar noch nie dagewesene Beteiligung vieler dienstpflichtiger Menschen in ihren jeweiligen Organismen Armee, Zivilschutz und Zivildienst. Sie alle helfen mit, die Coronakrise zu bewältigen. Seien es Sanitätssoldaten, die beispielsweise Krankentransporte durchführen und zusätzliche Spitalkapazitäten schaffen, seien es Zivilschützer, die ganze Abklärungsstationen aufbauen und betreiben oder seien es Zivildienstleistende, die in den besonders geforderten Bereichen Gesundheits-, Sozial- und Schulwesen wertvolle Unterstützung leisten. Warum nun erfährt dieser Dienst an der Allgemeinheit in den Medien unterschiedliche Resonanz? Dies dürfte daran liegen, dass insbesondere die Armee, aber auch der Zivilschutz, in diesen Corona-Zeiten weniger bekannte bis neue Betätigungsfelder betreten. Gebiete notabene, auf denen der Zivildienst seit mittlerweile 24 Jahren tagein, tagaus tausendfach im Einsatz ist. Aktuell sind in den erwähnten Bereichen schweizweit denn auch fast 4000 Zivis in ordentlichen Einsätzen tätig. Dazu haben Ende März 16 Zivis einen Einsatz im Tätigkeitsbereich «Katastrophen und Notlagen» angetreten, wo sie in Spitälern mit spezifischen Aufgaben zur Unterstützung und Bewältigung der Engpässe eingesetzt werden, Tendenz steigend.

Weil also ein Grossteil der Zivildiensteinsätze im «courant normal» absolviert werden und der Zivildienst keine Ersthelferorganisation ist findet diese wichtige Arbeit zu Gunsten der Gesellschaft weiterhin wenig öffentliche Beachtung und wird in vielen Medien immer noch eher stiefmütterlich behandelt. Das ist schade. Denn gerade jetzt lässt sich die Bedeutung und die Sinnhaftigkeit dieser Einsätze nicht hoch genug einschätzen. Und es ist auch darum schade, weil wir heute sehen können, wie gut sich unsere drei Dienstformen eigentlich ergänzen können.

Aufhören mit Schlechtmachen!
Wenn ich mir eine positive Folge aus dieser Krise wünschen könnte, es wäre die Erkenntnis, dass es miteinander besser geht als gegeneinander. Lassen wir doch die wiederkehrenden Vergleiche, das Schlechtmachen und die angestrebten Bestrafungen auf dem Gesetzesweg und respektieren die jeweils andere Dienstformen in ihrer gerade in dieser Zeit klar durchscheinenden Daseinsberechtigung.

Alois Vontobel war bis 2019 im CIVIVA-Vorstand.