Gleichwertiger Einsatz für die Umwelt

Némo Graells will einen «Service Environnemental». Florian Schweri hat ihn interviewt.

Wie sind Sie auf die Idee zum «Service Environnemental» gekommen?
Bei einem von der Zeitung «Le Temps» ­organisierten Treffen sollten wir Ideen zur Bekämpfung des Klimawandels einbringen. Es gab viele Vorschläge: Flugsteuer, ­Beschränkung von Einwegplastik oder des Fleischkonsums oder Senkung der öV-­Preise usw. Solche Ideen werden entweder ­bereits diskutiert oder sie sind schwer ­umzusetzen. Über sie wird viel gesprochen, aber wir wissen nicht, was sie taugen. Wir haben uns in diesen Vorschlägen nicht allzu sehr wiedererkannt. Wir wollten etwas ­vorschlagen, was über das hinausgeht.

Wie könnte ein «Service Environnemental» aussehen?
Wir wollen jungen Menschen die Möglichkeit geben, Massnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. Der «Service Environnemental» könnte die Teilnahme an Abfallsammlung und -sortierung, Unterstützung lokaler Landwirte oder von Gemeinschaftsgärten umfassen. Er würde Männern und Frauen offenstehen. Man müsste sich zwischen Armee, Zivildienst oder Service Environnemental entscheiden. Die Öffnung des Diensts für Frauen steht ­jedoch nicht unter dem Motto «Wenn man Gleichheit woanders will, muss sie auch in der Pflichtdienst gelten», sondern wir sehen sie als Chance, Geschlechter-Gleichstellung in möglichst vielen Bereichen zu fördern.

Wie wurde Ihre Idee am Gymnasium aufgenommen?
Wir haben diese Idee zuerst unserer Klasse vorgeschlagen und nur positives Feedback von Männern und Frauen erhalten. Die meisten Frauen, denen ich sie vorschlug, waren ziemlich begeistert. Ich hatte nur wenige negative Stellungnahmen zur Dienstpflicht für Frauen. Nachdem wir «Le Temps» unsere Idee vorgestellt hatten, sahen wir, dass sie auf reges Interesse stiess. Wir ­hatten Glück, dass sich die Medien dafür ­interessierten und so beschlossen wir, das Konzept weiterzuentwickeln.

Wie reagierte die Politik?
Ein «Le Temps»-Journalist schrieb einen Artikel über unser Projekt und fragte Politiker um ihre Meinung. Insgesamt waren die Meinungen positiv, obwohl wir Bedenken punkto möglicher Konkurrenz von privaten Unternehmen, die im selben Bereich tätig sind, erhalten haben. Ausserdem wurde ­vorgeschlagen, dass wir unsere Idee in den bestehenden Zivildienst integrieren sollen, also ohne daraus eine eigene Institution zu machen.

Der Einwand ist berechtigt: Es gibt viele Zivildienst-Einsätze im Umweltschutz-Bereich. Warum integrieren Sie Ihr ­Projekt nicht in den Zivildienst?
Es gibt Überschneidungen. Aber wir sind der Meinung, dass die Informationen, die junge Menschen über den Zivildienst haben, zu ungenau sind. Ausserdem wird der Zivildienst gegenüber dem Militärdienst benachteiligt, was die Dauer betrifft: Zweck des «Service Environnemental» ist, sich für die Umwelt zu entscheiden und nur so lange dienen zu müssen, wie auch der Militärdienst dauert.

Wie stehen Sie zum «Service Citoyen»?
Ich traf den Co-Präsidenten dieser Initiative. Unsere Idee des «Service Environnemental» geht weiter, handelt es sich doch um eine neue Einrichtung. Auch der «Service Citoyen» berücksichtigt die Umwelt und will den Dienst für mehr Menschen öffnen. Das ist ­etwas, was auch wir wollen. Deshalb glaube ich, dass diese Initiative ein Schritt in die richtige Richtung ist.

Sind Sie über die Idee des «Service Environnemental» hinaus politisch ­engagiert?
Ich interessiere mich sehr für Politik, setze mich für meine Ideale ein und werde ­abstimmen. Aber Mitglied einer Partei bin ich nicht.

Némo Graells ist 18 Jahre alt und Schüler des Französischen Gymnaiums in Biel.