Noch nützlicher

In diesem Frühjahr mobilisierte der Bundesrat angesichts des Notstands die Armee zur Unterstützung des Gesundheitswesens. Aber wäre es nicht auch möglich gewesen, mehr Zivis einzusetzen?

Natürlich wäre das möglich gewesen, denn Zivis haben Erfahrung in der Unterstützung ziviler Einrichtungen – ob Altersheime, Krankenhäuser oder Schulen. In diesen kritischen Infrastrukturen leisten Zivis seit jeher täglich Unterstützung.

Auch wenn es etwas dauert, bis Zivis in den Einsatz gebracht werden können, hätten wir dies während des Lockdowns organisieren können.

Nötig gewesen wäre dies etwa in der Westschweiz, als die Schulen in Halbklassen wiedereröffnet wurden und die Schüler die durch den Fernunterricht verursachten Mängel ausgleichen mussten. In dieser Situation hätten wir Zivis zur Unterstützung des Lehrkörpers einsetzen können. Nicht damit Zivis unterrichten und ausgebildete Lehrkräfte ersetzen, sondern um Strukturen wie ausserschulische Betreuung oder Gebäudewartung zu stärken.

Mehr Zivildienst wagen
Wir sind uns bewusst, dass diese Krise lange anhaltende Auswirkungen zeitigen wird. Gerade weil im Laufe der Zeit Anpassungen notwendig werden, ist es nicht wünschenswert, dass die Armee dafür verantwortlich ist. Langfristiges Management wird in einigen Branchen eine Aufstockung des Personals und der Budgets erforderlich machen.

Was wir heute brauchen, ist eine zivile Organisation, deren Mitglieder wichtige Bereiche tatkräftig entlasten, in denen es an personellen Ressourcen mangelt. Dies wiederum ist eine genaue Definition des Zivildiensts!

Sinnvoller als je
Trotzdem benutzten viele das Pandemie-Engagement des Militärs als Argument, um die Nützlichkeit der Armee zu rechtfertigen und dem Wunsch Nachdruck zu verleihen, den Zugang zum Zivildienst einzuschränken.

Während das Militär notfallmässig eingegriffen hat, um sofortige Unterstützung zu leisten, ist der Zivildienst auf lange Sicht eine grundlegende Institution unseres Milizsystems, deren gesellschaftlicher Auftrag heute sinnvoller ist als je zuvor.

Florian Schweri, Verantwortlicher  Romandie