Andreas Studer und Samuel Urech gehören zum Zivildienst-Berater-Team von Civiva.
Im Gespräch mit Gregor Szyndler berichten sie von ihrer Tätigkeit.
Wie lange seid ihr schon Berater? SAMUEL: Uff, gute Frage (lacht.) Ich schätze, seit 2016. ANDREAS: Seit 2014. Oh, dann erst einmal ganz herzliche Gratulation zum 10-Jährigen! ANDREAS: Danke! Ich hatte damals gerade mein Informatik-Studium beendet und meinen verbleibenden Zivi am Stück geleistet, im ZIVI-Regionalzentrum Aarau. Dann machte ich einen Roadtrip in den USA und fing nachher als Berater an. Der damalige CIVIVA-Geschäftsführer Sämi Steiner hat mich auf die Idee gebracht. In meiner Zeit als Regionalzntrum-Zivi hatte ich ja bereits einiges an Informationen und Erfahrungen gesammelt, da ich dort u.a. die Beratungs-Hotline betreute. Was ist deine Motivation? ANDREAS: Die Leute möglichst umfassend zu informieren. An Rekrutierung & Co. wird ja über den Zivildienst in einem Nebensatz hinweggehuscht. Mir ist es wichtig, mir Zeit nehmen und die Leute gründlich informieren zu können. Wie laufen eure Beratungen ab? SAMUEL: Vor allem per E-Mail. Früher hatten wir Direktberatungen in Zürich, aber das hat schon vor Corona extrem abgenommen. Andy und ich teilen uns die Beratungen auf, bearbeiten dasselbe E-Mail-Konto. Auf was stützt ihr eure Beratungen? ANDREAS: Wir haben ein Handbuch, das wir eben erst bearbeitet haben. Da haben wir gestrichen, was in der Zwischenzeit auf Zivi.admin.ch erklärt wird. Auch die Angestellten der Regionalzentren können die Zivis unterstützen. Manchmal ist das den Zivis zu wenig bewusst. Was sind typische Fragen? SAMUEL: Oft sind es Themen, über die sich die Leute auch im Netz informieren könnten. ANDREAS: Oh ja! Die Leute fragen viel Offensichtliches. SAMUEL: Ein Dauerbrenner: Wie viel EO die habe ich zugute? ANDREAS: Es gibt über 200 Ausgleichskassen. Es ist ein Dschungel. Ich sage den Zivis jeweils, dass sie «Beweise» sammeln sollen, wie viel Lohn sie mit ihrer Ausbildung auf dem Arbeitsmarkt. bekommen würden. Und dass sie sich alles immer schriftlich geben lassen sollen, um etwas in der Hand zu haben. SAMUEL: Es gibt eine Art von Anfragen, die zugenommen hat in letzter Zeit. Zivis, die persönliche Probleme haben, schwere psychische Erkrankungen. Leute also, die mit denselben Arztzeugnissen sofort aus der Armee entlassen würden – aber nicht aus dem Zivildienst. Weil das nicht vorgesehen ist. In solchen Fällen kann ich nur ans Regionalzentrum verweisen. Kriegt ihr mit, wie es mit den von euch beratenen Leuten weitergeht? SAMUEL: Nein. Ich finde das in Ordnung: Die Leute erkundigen sich bei uns, wir geben ihnen eine Rückmeldung, und dann hören wir nichts mehr von ihnen. Wobei es mich manchmal schon wundernehmen würde, wie es weitergeht mit ihnen. ANDREAS: Das ist die Schwierigkeit unserer Arbeit. Wir sagen den Leuten zwar immer, dass sie sich wieder bei uns melden sollen, damit wir wissen, wie es mit ihnen weiter- geht, um daraus zu lernen für unsere Beratungen. Meistens hören wir nichts mehr von ihnen. Immerhin wird es wohl in den meisten Fällen in ihrem Sinn weitergegangen sein, denn sonst würden sie sich melden. Ich habe gehört, dass ihr Verstärkung bekommt im Beraterteam. Was ist der Stand der Dinge? ANDREAS: Ja, wir haben zwei Interessierte, die mitmachen wollen. Aber das ist noch in der Mache. Wir müssen sie noch einarbeiten. Habt ihr selbst Beratung gebraucht, bevor ihr Zivi wurdet? SAMUEL: Bei mir war mehr oder weniger alles klar. Aber ich hab mich mit Sämi Steiner ausgetauscht. ANDREAS: Ja, also ich habe definitiv Beratung gebraucht. Ich musste ja damals noch zur Gewissensprüfung antanzen. Und vorher die schriftliche Begründung abliefern! Also habe ich mich von Piet Dörflinger beraten lassen. Er hat mir erklärt, was alles im Gesuch stehen soll, damit es klappt. Wo habt ihr Zivi gemacht? ANDREAS: Ich war in einer Gassenküche. Das hat mir gefallen, die Arbeit mit Randständigen war eine herausfordernde Abwechslung zu meiner sonstigen Arbeit als IT-Experte. Dort war ich mehrmals. Den Rest hab ich dann wie gesagt in der ZIVI-Regionalstelle am Stück gemacht. SAMUEL: Ich habe in mehreren Museen Zivildienst gemacht.