Service national universel

Der «Service national universel» kommt in Frankreich erst und wird schon infrage gestellt. Von Sylvain Froidevaux.

Noch während das Land wegen der «gilets jaunes» politisch und sozial siedet, plant die französische Regierung die Testphase des Service national universel (SNU). Der SNU ist ein Wahlkampfversprechen von Emmanuel Macron, dazu erdacht, die nationale Kohäsion zu stärken und gemeinsame Werte zu betonen. Manche sprechen von Paternalismus, von der Wiederkehr des Militärdiensts in verkürzter Form – 21 Jahre nach dem Ende der Dienstpflicht! Andere sehen im SNU ein Mittel, die moralische Erziehung populärer zu stärken, indem die soziale und territoriale Durchmischung gestärkt wird.

Mehrstufiger Aufbau
Jedoch gibt es in Frankreich seit 2010 bereits einen «service civique» für 16- bis 25-Jährige, dessen Zahlen für ihn sprechen. Welche Vorteile bringt also der SNU? Zunächst ist der SNU nicht freiwillig. Die erste Phase (Dauer: 1 Monat) ist obligatorisch für alle jungen Frauen und Männer ab 16 Jahren. Während den ersten zwei Wochen des SNU ordnen sich die Jugendlichen
einem quasi-militärischen Drill unter:
Kasernierung im Internat, Uniformpflicht, Tagwacht bei Morgengrauen und Flaggen-Gruss samt Marseillaise. Danach steht es ihnen frei, sich weiter zu engagieren (min. 3 Monate), sei es im zivilen oder militärischen Bereich. Zum Beispiel können
Jugendliche bei Armee, Polizei oder Feuerwehr Dienst tun. Aber auch im sozialen Bereich oder in der Kulturgütererhaltung bzw. im Umweltschutz.

Kritik von links und rechts
Das jährliche Budget für den SNU wird auf 1,6 Milliarden Euro veranschlagt (ohne Investitions- und Infrastruktur-Kosten). Im Juni 2019 findet der SNU erstmals statt, mit 3000 freiwilligen Jugendlichen. Studierenden-Organisationen bemängeln bereits  die «Ungereimtheiten» und den «Zwangscharakter» des SNU – genau so wie seine «demagogische» Logik. Das Argument lautet, dass sich «soziale Durchmischung nicht dekretieren lässt». Die Rechte moniert, dass das Projekt zu teuer sei – es sei ein «Gadget» oder «eine bessere Ferienkolonie».

Die Jugendlichen selbst sind dem Projekt und den dahinter stehenden Prinzipien kaum gewogen. Gemäss einer Umfrage hofft ein Viertel, den SNU nicht absolvieren zu müssen.

Sylvain Froidevaux ist Mitglied der «Association pour la promotion du service citoyen» (APSC) in Genf.