Ein Zivildienst für mehr Bodenfruchtbarkeit

Samuel Steiner berichtet vom Einsatz als Zivi bei der Syngenta-Stiftung für nachhaltige Landwirtschaft in Basel. Er erzählt von seiner Arbeit, seinen Beweggründen und seiner Meinung zur Diskussion rund um den Zivildienst.

Für mich war von Anfang an klar, dass ich Zivildienst machen werde. Direkt nach dem Master in Agrarwissenschaften habe ich den Zivi-Einsatz bei der Syngenta-Stiftung angefangen. In meinem Freundeskreis machen alle entweder Zivi oder Armee. Aber nicht alle Freunde waren von Anfang an so entschlossen wie ich. Einige haben erst nach RS oder WK gewechselt. Ein Gymi-Kollege wurde sogar zweimal befördert, bevor er in den Zivildienst wechselte. Man kann schon sagen, dass die Armee da ziemlich «lätz» investiert hat. Aber ich meine, das ist doch deren Problem, wenn sie die besten Leute trotz Weiterbildungen nicht halten können.

Kleinbauern helfen
Die Syngenta-Stiftung bietet Kleinbauern und -bäuerinnen landwirtschaftliche Beratung und zeigt auf Demonstrationsfeldern, wie sich Fruchtfolgen oder Gründüngungen auf die Bodenfruchtbarkeit auswirken. Wir haben einen Fokus auf Afrika sowie Südost-Asien und China. Die Stiftung ist nicht profitorientiert. Das heisst einfach gesagt, dass wir nur Geld ausgeben, aber keines einnehmen dürfen.

Ich bin skeptische Reaktionen auf meinen Einsatzort gewöhnt. Die Syngenta polarisiert. Ich versuche dann herauszufinden, wo die Skepsis herkommt. Viele wissen nicht, dass die Syngenta eine Stiftung hat. Die Stiftung ist unabhängig von der Firma. Ich habe lange auch nicht gewusst, dass es sie gibt. Auch ich war von Anfang an kritisch und ich werde kritisch bleiben. Das Stiftungsziel ist es, Kleinbauern zu helfen, vom eigenen Boden und der eigenen Arbeit besser leben zu können. Nach nun drei Monaten bei der Stiftung habe ich den Eindruck, dass man das hier nicht nur sagt, sondern auch wirklich so meint.

Einsatz gezielt gesucht
Momentan widme ich mich der «soil health initiative». Es geht darum, ökologisch nachhaltige Landwirtschaft finanziell lohnenswert zu machen. In der Schweiz erhalten Bauern und Bäuerinnen dafür Direktzahlungen. In den Ländern, in denen wir arbeiten, braucht es alternative Finanzierungsmodelle. Wir untersuchen, wie Bauern und Bäuerinnen durch nachhaltigere Methoden CO2 im Boden speichern können und dadurch anerkannte CO2-Zertifikate «produzieren» und verkaufen können. Schon in meiner Masterarbeit habe ich mich mit verwandten Themen auseinandergesetzt. Ich bin in der Lage, hier direkt auf meine Fertigkeiten und Kenntnisse zurückgreifen zu können. Für Einsätze wie meinen braucht es Fachleute.

Ich mache keinen Hehl daraus: ja, ich habe einen Einsatz gesucht, bei dem ich mein Fachwissen einsetzen und vertiefen kann. Die Bestrebungen, den Zivildienst unattraktiv zu machen, kann ich nicht verstehen. So sollen Mediziner in keinen medizinischen Pflichtenheften mehr Zivi sein dürfen. Das macht keinen Sinn. In meinem Fall wäre es Geldverschwendung, wenn ich als ausgebildeter Agrarwissenschaftler in einer Kinderkrippe arbeiten würde. Es wäre komisch, wenn der Staat zuerst so viel in meine Ausbildung investiert und dann soll es unmöglich sein, diese Kenntnisse im Zivildienst einzusetzen.

Böden optimal pflegen
Hauptsächlich arbeite ich im Büro, wo ich unter anderem zur «Gründüngung» recherchiere. Es geht darum, welche Pflanzen zum Beispiel nach einer Maisernte angepflanzt werden können, um Bodenerosion zu vermeiden und den Boden für die Folgesaison mit Nährstoffen zu versorgen. Findet man die richtigen Pflanzen, kann man sie in den Boden pflügen und so wird der Boden gesünder und stärker. Dies verursacht für die Bauern und Bäuerinnen – zumindest kurzfristig – mehr Aufwand als Ertrag. Bauern und Bäuerinnen, die an der Armutsgrenze leben, können sich dies nicht leisten. Durch CO2-Zertifikate kann man diese Kosten möglicherweise abfedern. Es muss möglich sein, ökologischer zu bauern, ohne dabei finanziell schlechter dazustehen.

Ansporn zu Höchstleistungen
Was mir am Einsatz am besten gefällt ist, dass wir ein diverses, wohlwollendes Team sind. Das spornt zu Höchstleistungen an. Ich bin gut aufgenommen worden, man interessiert sich für mich und meine Arbeit. Ich werde auch in meiner künftigen Berufswahl versuchen, an Orten zu arbeiten, wo die soziale Komponente ausgeprägt ist. Ausserdem finde ich es toll, dass ich nach dem Studium einen inhaltlich verwandten Zivildienst antreten konnte.  In fünf Jahren möchte in einem Entwicklungsland direkt mit Kleinbauern und -bäuerinnen daran arbeiten, Ernten und Böden zu verbessern. Für mich gibt es beruflich nichts Dankbareres.