Zivis sind keine Bedrohung

Die Rhetorik gewisser Zivildienstgegner lässt tief blicken. Zivildienstleistende werden als Gefahr für das Land verunglimpft – und als Bedrohung der Männlichkeit. Kommentar von CIVIVA-Co-Präsidentin Lisa Mazzone.

«Um langfristig ein ernsthaftes Sicherheitsproblem in diesem Land zu vermeiden.»

Mit diesen Worten umschrieb Wirtschaftsminister Guy Parmelin das Ziel seiner Zivildienstgesetz-Reform, mit der er die Zahl Soldaten, die Zivis werden wollen, reduzieren will. Nicolas, der beim Bergbauern hilft, die Biodiversität zu retten, oder Stéphane, der Betagte im Altersheim  betreut: beide gefährden sie also unser Land. «Es geht um die Gleichbehandlung gegenüber anderen Bürgern, die militärische oder zivile Verteidigungspflichten übernehmen müssen», fügte der Bundesrat hinzu, ehe er einen Vergleich zwischen Zivildienst und Armee von sich gab, in dem der Zivilist ein völliger Dilettant ist.

Von wegen «Gleichbehandlung»
Ich, die ich immer dachte, dass der Zivildienst ja anderthalb Mal so lange dauert wie der Militärdienst, muss irgendetwas am Ausdruck «Gleichbehandlung» falsch verstanden haben. Es geht um den Kern der Rhetorik der Zivildienst-Kritiker: auf der einen Seite haben wir den bequemen Zivilisten, der in einer Seelenruhe die Zehen spreizt, und auf der anderen haben wir den eisernen Soldaten, der sein Land verteidigt – koste es, was es wolle.  

Abschüssige Ebene
Der Kern dieser Gegenüberstellung ist die Überhöhung traditioneller männlicher Attribute, denn wie jeder weiss, machen Männer Armee und Frauen machen Kinder (und sie kümmern sich auch gleich noch um sie). Es ist eine abschüssige Ebene, auf der SVP-Nationalrat Adrian Amstutz ausrutscht: er spricht von  «traurigen Schwächlingen» und «verweichlichten, pseudopazifistischen Hühnern», die die Schweizer Bevölkerung im Krisenfall nicht verteidigen können. Diese «Abschleicher» bevorzugen den «Komfort» des Zivildienstes. Dass mir jetzt niemand mit den Augen rollt – ich verspreche, es kommt keine Beschimpfung mehr hinzu.

Strategisch verwendete Begriffe
Diese Ausdrücke werden strategisch verwendet. Mit patriarchalischen Bildern und Verunglimpfungen versuchen viele, die Arbeit von Zivis in den Dreck zu ziehen, indem Zivis als öffentliche Bedrohung dargestellt werden – und zwar sowohl für die Sicherheit als auch … für die Männlichkeit!

Zurück in den Bunker!
Die Zivildienstgegner sollen sich nur nicht zu viele Sorgen um unsere Stärke und Kampfeslust machen. Wir werden schon genug davon haben, um die Gesetzesrevision zu bekämpfen. Schicken wir solche Kasernen-Kommentare dorthin zurück, wo sie herkommen: in gut isolierte Bunker.