Eine bereichernde Erfahrung fürs Leben

In seinem persönlichen Bericht gewährt Hugo Mottier uns Einblick in seinen Einsatz bei der Fondation du Tremplin in Fribourg.

Hallo zusammen!

Mein Name ist Hugo Mottier, ich bin 21 Jahre alt und leiste meinen 320 Tage langen Zivi-Einsatz bei der Fondation du Tremplin in Fribourg. Hier arbeite ich als Hilfs-Atelier-Betreuer. Nachdem der Matura machte ich ein fürs die Studium an der Fachhochschule für Wirtschaft in Genf nötiges Stage am «Centre cantonal d’addictologie» in  Fribourg. In dieser Zeit lernte ich viel im Bereich Sucht, Administration und was die zwischenmenschliche Ebene betrifft.

Da ich mich nie für den Militärdienst interessierte, entschied ich mich für den Zivildienst. Meine Motive dafür: im Stage gesammelte Erfahrungen praktisch umsetzen, neue Erfahrungen leben und neue Dinge lernen. Also bewarb ich mich bei der Fondation du Tremplin in Fribourg. Die Tremplin ist eine Institution im Bereich der sozialen und beruflichen Wiedereingliederung für Menschen mit Suchtproblemen oder Menschen in prekären sozialen Umständen. Die Fondation kannte ich bereits durch mein Stage.

In den Tremplin-Ateliers

Die Fondation du Tremplin ist eine soziale Unernehmung mit niederschwelligem Zugang. Sie ist ein sozialer Arbeitsplatz und ein Produktionsort, der auf die Bedürfnisse von Menschen mit Sucht-Problemen oder von Menschen, die in prekären sozialen Umständen leben, angepasst wurde. Mein Einsatz als Zivildienstleistender findet vor allem im Bereich «Produktion» statt. Von Anfang an war ich sehr beeindruckt, was hier alles hergestellt wird: Kugelschreiber, Füllfederhalter, Liegestühle, Leuchten, Möbel, Stühle, Bänkli, Vogel-Häuschen, Schemel und vieles mehr. Kaum etwas, was hier nicht aus Holz und Metall hergestellt wird – immer mir einem unverkennbaren handwerklichen Charakter. Das finde ich wunderbar.

Meine Arbeit

Das Ziel meiner Arbeit ist es, die «maîtres socioprofessionnels» (MSP) zu entlasten und ihnen unter die Arme zu greifen – besonders in der Administration. So manage ich die Arbeitszeiten der Angestellten, nehme Informationen entgegen und übermittle sie an die zuständigen Personen. Darüber hinaus kümmere ich mich um unseren gemeinsamen Kalender und führe Protokoll bei Sitzungen oder kümmere mich um die von den Angestellten gemeldeten Beobachtungen. Diese leite ich in Absprache mit den MSP weiter. Ich habe aber auch «praktischere» Aufgaben, etwa die Überwachung der von den Angestellten ausgeführten Reinigungsarbeiten und anderer, einfacher Arbeiten. Da ich weder Tischler noch Kunsttischler bin, ist es mir unmöglich, einen Grossteil der hiesigen Arbeiten zu überwachen. Trotzdem halte ich mich zur Verfügung, um als helfende Hand zu unterstützen, wenn das nötig ist.

Jeder Tag ist ein Unikum

Am Freitag sind die Werkstätten geschlossen. Ich arbeite dann jeweils im Sektor «Au Seuil» («An der Schwelle»). Das ist die betreute Tagesstruktur der Fondation du Tremplin. Hier sieht meine Arbeit komplett anders aus: ich serviere das Mittagessen, die Getränke, diskutiere mit Besuchenden und gehe bei Bedarf helfend zur Hand. Meine Aufgaben sind sehr verschiedenartig. Jeder Tag ist anders. Je länger ich hier bin, desto nützlicher fühle ich mich. Täglich lerne ich viel Nützliches.  

Am bereicherndsten finde ich meine Zivildiensterfahrung im sozialen Bereich. Alle Angestellten der Fondation, aber auch alle Leute in den Ateliers oder im «Seuil» haben ihre eigene Geschichte und eigene Probleme. Darum muss ich immer wieder eine grosse Fähigkeit, zuzuhören und mich anzupassen unter Beweis stellen. Das ist eine nicht immer einfache Aufgabe.

Alle Menschen akzeptieren

Wenn ich ausserhalb der Ateliers bin oder im «Seuil» arbeite, sehe ich manchmal gewisse Leute Drogen konsumieren oder am hellen heiteren Tag grosse Mengen Alkohol konsumieren. Genau so häufig sehe ich Menschen, die in wirklich prekären sozialen Lagen leben. Das ist oft schwer zu ertragen. Es zeigt mir, dass es im Leben nicht nur schöne Dinge gibt und dass es in unserer heutigen Gesellschaft wichtig ist, alle Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind – ohne über sie zu urteilen! Man muss ihnen allen die bestmögliche Unterstützung geben.

Sicher, am Anfang war es für mich schon sehr schwer, doch nun fühle ich mich mit jeder Woche besser. Ich schätze die Erfahrung meines Zivildiensts wirklich sehr. Darum bin ich auch sehr zuversichtlich, was den Rest meines Zivildiensts angeht.