DOC CIVIVA

Ich leiste seit 3 Jahren Zivildienst. Bewusst habe ich einen längeren Dienst in Kauf genommen. Meine Arbeit im Pflegeheim ist höchst anspruchsvoll, sie erfordert viel Ausdauer und Können. Es ist ein notwendiger, wertvoller Beitrag von mir an die Gesellschaft. Trotzdem werde ich immer wieder öffentlich beleidigt und diffamiert: ich sei eine Drückeberger und Abschleicher. Dazu gefährde ich die Sicherheit der Schweiz. Das macht mich echt hässig! Vor allem, weil die Beschimpfungen von Parlamentariern in den Medien verbreitet werden. So gut wie jeder zweite Mann, mit dem ich rede, leistet jedoch gar keinen Dienst – sie wurden alle vom Militär für «Untauglich» erklärt. Wo bleibt da die viel gepriesene Wehrgerechtigkeit? Warum hören wir nichts über das wahre Problem – die hohen UT-Zahlen?

Dein Ärger ist verständlich. Der Versuch, politische Agenden durch Beleidigungen und Herabsetzungen anderer Menschen durchzusetzen, ist niveaulos. Und es trifft auch zu, dass sogar mehr als die Hälfte aller Männer im dienstpflichtigen Alter wegen Ausmusterung (durchs Militär) entweder keinen Dienst oder nur einen Teil davon leisten. Die sogenannte allgemeine Wehrpflicht gibt es faktisch schon lange nicht mehr. Zivis öffentlich zu beschimpfen sieht darum sehr nach einem Versuch aus, von den wahren Missständen abzulenken. Die hohe Zahl der «UT» wird kaum angesprochen, weil eine hohe Quote an Ausmusterungen offensichtlich gewollt ist. Der Katalog an nützlichen Diagnosen ist riesig, die Auslegung oft kreativ. Offizielle Zahlen gibt es nur zu den Rekrutierungen. Zahlen zu den Ausmusterungen werden nur zögerlich oder überhaupt nicht zur Verfügung gestellt. Da muss sich etwas ändern: drum hilf auch du mit, diese Missstände anzusprechen!