Heiner Studer, Vater des Zivildienstes

Heiner Studer hat nicht nur seit 2010 den CIVIVA-Vorstand geleitet, sondern er darf dank seines jahrzehntelangen hartnäckigen Engagements als einer der Väter des Zivildienstes bezeichnet werden. - Eine Würdigung.

Kennengelernt habe ich Heiner Studer bei der Lancierung der ersten Waffenausfuhrverbotsinitiative im Nachgang zur Bührle-Affäre Ende der 1960er-Jahre. Schon damals fiel seine gründliche, hartnäckige und unideologische Arbeit an einem Thema auf, das noch vom Kalten Krieg geprägt war. Der damalige Zentralsekretär der Evangelischen Volkspartei EVP hatte keine Mühe, mit uns jungen «wilden» 68ern zusammenzuarbeiten und trug nicht unwesentlich dazu bei, dass die Kritik an der Waffenausfuhr weit in christliche Kreise hineinreichte und zum starken Ergebnis der Initiative (49,7% Ja am 24.9.1972) beitrug. Doch im Zentrum steht in diesem Artikel Heiners jahrzehntelange Arbeit für die Einrichtung eines Zivildienstes in der Schweiz. Angefangen hatte sein Interesse für sozialethische Fragestellungen zu Armut, Umwelt oder Krieg bereits im Jahre 1967, als er auf einer christlichen Jugendtagung in Duisburg motiviert wurde. Ein Jahr später wurde er von der Armee ausgehoben und es war ihm eigentlich klar, dass er keinen Militärdienst leisten wollte. Heiner wurde aber nur zum damaligen Hilfsdienst eingeteilt, «dem einzigen militärischen Grad, mit dem ich mich persönlich anfreunden konnte», wie er später meinte. Die Zivildienstfrage liess ihn jedoch nie mehr los. Nach dem Scheitern der Münchensteiner Initiative 1977 und der parlamentarischen Ablehnung der Tatbeweis-Initiative Anfang 1980 leitete er im Auftrag des Sozialethischen Instituts des Evangelischen Kirchenbundes eine Konsultation, an der neben Personen aus den Kirchen, dem Tatbeweis-Komitee sowie von Parteien auch der Chef der Militärverwaltung teilnahm. Diesen gelang es, einen Verfassungsartikel zu formulieren, der es den Initianten erlaubt hätte, ihre Initiative zurückzuziehen. Doch die Nationalratskommission lehnte den Text ab, worauf das Begehren im Februar 1984 vom Volk abgelehnt wurde – die Zeit war noch nicht reif dafür.

Gegner der Gewissensprüfung

Erst am 17. Mai 1992 stimmten Volk und Stände dem Grundsatz eines zivilen Ersatzdienstes zu, der 1996 eingeführt wurde. Bei der ersten Revision des Gesetzes stellte Heiner in der Sicherheitspolitischen Kommission den Antrag, den Tatbeweis anstelle der umstrittenen Gewissensprüfung einzuführen. Doch erst seine entsprechende Motion von 2004 führte dazu, dass auf den 1. April 2009 der Tatbeweis endlich Realität wurde. Als im Jahre 2010 Civiva gegründet wurde, übernahm Heiner das Präsidium und betätigte sich nochmals als Zivildienst-Lobbyist. In dieser Funktion nahm er später auch in der Studiengruppe Dienstpflicht Einsitz, die letztes Jahr ihren Bericht ablieferte. Wir verdanken Heiner Studers Aufbau- und Begleitarbeit zum Zivildienst wesentliche Impulse – herzlichsten Dank, Heiner, und alles Gute!